Mit der Niederlage in der Schweinebucht scheiterte vor 60 Jahren der Versuch des US-Imperialismus, die Konterrevolution nach Kuba zu bringen.
Von Volker Hermsdorf
Vor 60 Jahren scheiterten die USA bei dem Versuch, die noch junge Revolutionsregierung Kubas durch eine Invasion zu stürzen. Drei Tage nachdem Fidel Castro die Revolution in seinem Land zu einer sozialistischen erklärt hatte, waren von der CIA angeleitete Söldner am 19. April 1961 von den revolutionären Streitkräften, den Milizen und bewaffneten Kämpfern der Zivilbevölkerung vernichtend geschlagen worden. In der Schweinebucht erlitt der US-Imperialismus damit seine erste schwere Niederlage in Lateinamerika. Bis heute misslangen alle Versuche, die mit der militärischen Aggression verfolgten Ziele auf anderem Wege zu erreichen. Kuba trotzte Terror, Subversion, Schmähkampagnen und der längsten Wirtschafts-, Handels- und Finanzblockade, die je gegen ein Land verhängt wurde, und verteidigt seine erstmals in der Geschichte erstrittene Unabhängigkeit und Souveränität. Zum Jahrestag des Sieges über die Invasoren steht die Insel in diesem Jahr jedoch – unter anderem durch die Coronapandemie und die unter Donald Trump erheblich verschärfte Blockade – vor nicht minder existenzbedrohenden Herausforderungen wie vor 60 Jahren. Die Erinnerung an den erfolgreichen Kampf gegen die mächtigen Feinde der Revolution ist in diesen Tagen für Kuba deshalb zugleich auch so etwas wie eine Ermutigung zum Widerstand.
Die Revolution vor der Nase
In den Morgenstunden des 15. April 1961 hoben vom Stützpunkt Puerto Cabezas in Nicaragua acht Bomber vom Typ B-26 ab und flogen die 1.200 Kilometer nach Kuba. Die Besatzungen bestanden aus US-Amerikanern und Piloten des früheren Diktators Fulgencio Batista. Damit begann der von der CIA als »Operation Pluto« bezeichnete Angriff auf die Insel. Die Maschinen waren zur Täuschung mit den Insignien der kubanischen Luftwaffe bemalt und mit jeweils zehn Bomben bestückt worden. Bei Tagesanbruch warfen sie ihre Ladung über drei Militärflugplätzen und zivilen Zielen ab. Acht Menschen wurden getötet und zahlreiche verletzt. Washington stellte den Angriff zunächst als interne Aktion aufständischer Offiziere dar. An dem »Zwischenfall war kein Personal der Vereinigten Staaten beteiligt, es waren nicht unsere, sondern Flugzeuge Castros«, versuchte Adlai Stevenson, US-Botschafter bei den Vereinten Nationen, in der an diesem Tag in New York stattfindenden UN-Vollversammlung die Weltöffentlichkeit zu täuschen.
»Die Überfälle sind zweifellos der Auftakt einer Invasion, von Washington organisiert, ausgerüstet und finanziert«, entgegnete ihm Kubas Außenminister Raúl Roa García. Auf der Begräbnisfeier für die Opfer warnte auch Fidel Castro am 16. April vor einer bevorstehenden Invasion und erklärte: »Die Imperialisten können uns nicht vergeben, dass wir vor ihrer Nase eine sozialistische Revolution gemacht haben. Denn dies ist die sozialistische und demokratische Revolution der einfachen Leute, von den einfachen Leuten und für die einfachen Leute.« Kuba wurde so zum ersten sozialistischen Staat auf dem amerikanischen Kontinent.
Einen Tag nach Castros Erklärung erreichte eine aus sieben Schiffen bestehende Invasionsflotte ihr Operationsgebiet an den Stränden Playa Girón und Playa Larga in der Schweinebucht. An Bord befanden sich 1.500 Söldner der von CIA-Spezialisten, US-amerikanischen und auch westdeutschen Militärexperten in Guatemala ausgebildeten »Brigada de Asalto 2506« (Brigade des Sturmangriffs 2506). In diskretem Abstand hatte die US-Marine mit dem Flugzeugträger »Essex«, sieben Zerstörern, einem Landungs- und Versorgungsschiff und einem weiteren Kriegsschiff die Angreifer eskortiert. CIA und Pentagon erwarteten, dass die Invasoren eine provisorische Regierung ausrufen würden, die von den USA sofort anerkannt werden sollte. Danach sollte die »neue Regierung« um Hilfe von außen bitten und den USA damit einen Vorwand für die offene militärische Intervention liefern. Nach der Landung wurden die Söldner von B-26-Bombern unterstützt, die unter dem Geleitschutz nordamerikanischer Jagdflugzeuge Angriffe auf Straßen und Ortschaften flogen und das MG-Feuer auf die fliehende Zivilbevölkerung eröffneten. Dabei wurden zahlreiche Kinder, Frauen und ältere Menschen getötet. Doch trotz der deutlichen Luftunterstützung wurden die Angreifer von den revolutionären Streitkräften unter Leitung Fidel Castros, den Milizen und der Bevölkerung innerhalb von 72 Stunden zurückgeschlagen und ergaben sich am 19. April 1961.
Die gescheiterte Invasion forderte auf kubanischer Seite 176 Tote und mehr als 300 Verletzte. Die Aggressoren verzeichneten mehr als 200 Opfer. Knapp 1.200 Söldner der »Brigade 2506« – überwiegend ehemalige Besitzer von Fabriken, Mietshäusern, Nachtklubs und Plantagen – wurden festgenommen. Darunter war kein einziger Zuckerrohrschläger, dafür aber drei spanische Priester, die 25 Jahre zuvor bereits unter dem faschistischen Putschisten Francisco Franco gegen die republikanische Regierung Spaniens für ähnliche Ziele gekämpft hatten. Bei dem Kapuzinerpater Ismael de Lugo wurde eine Botschaft gefunden, die er nach der Landung über einen US-Sender verlesen sollte. In seiner Rede am 1. Mai 1961 zitierte Fidel Castro daraus den Falangisten-Priester: »Die befreienden Kräfte sind an den kubanischen Stränden gelandet. Wir kommen im Namen Gottes, um Gerechtigkeit, Demokratie, das verletzte Recht, die mit Füßen getretene Freiheit und die verleumdete Religion wiederherzustellen. Wir kommen nicht aus Hass, sondern aus Liebe.« Angesichts »der schrecklichen Bilder von Frauen und Mädchen, die von den Yankee-Flugzeugen getötet wurden, und der Familien, deren Kinder heute verwundet in Krankenhäusern liegen«, teile er die Empörung der Bevölkerung über derartig dreiste Lügen, erklärte Castro vor Zehntausenden in Havanna.
Egal, wer im Weißen Haus sitzt
Der Überfall auf Kuba kam nicht überraschend. Nach dem endgültigen Sieg der Rebellen über den US-freundlichen Diktator Batista am 1. Januar 1959 war es nur eine Frage der Zeit, wann Washington die verlorene uneingeschränkte Vormacht auf dem Kontinent mit militärischer Gewalt zurückerobern würde. Dieses Bestreben teilten alle Amtsinhaber im Weißen Haus, egal, welcher Partei sie angehörten.
Bereits am 11. Dezember stimmte der republikanische Präsident Dwight D. Eisenhower einem von der CIA vorgelegten Aktionsplan zu, der »den Sturz Castros innerhalb eines Jahres« und die Einsetzung einer US-freundlichen Junta vorsah. Eisenhowers Stellvertreter Richard Nixon stellte seinen Wahlkampf als Präsidentschaftskandidat – auf die Distanz zwischen Florida und Kuba anspielend – 1960 unter das Motto: »Wir müssen das 90-Meilen-Problem lösen!« Zugleich erhöhten die USA den Druck auf westeuropäische Regierungen, Kuba zu isolieren und die Verteidigungskraft der Insel zu schwächen. Dazu war jedes Mittel recht. Im März 1960 explodierte im Hafen von Havanna das französische Schiff »La Coubre«, das belgische Waffen geladen hatte. 101 Menschen wurden getötet, mehr als 200 verletzt. Fidel Castro warf den USA Sabotage vor. Erstmals beendete er seine Rede mit dem Ruf »¡Patria o Muerte, Venceremos!« (Vaterland oder Tod, wir werden siegen!). Am 6. Juli 1960, verabschiedete Eisenhower daraufhin ein Gesetz, das den Import kubanischen Zuckers verbot, im Oktober wurden sämtliche Exporte dorthin (mit Ausnahme von Nahrungsmitteln und Medikamenten) untersagt. Drei Monate vor der Invasion brachen die Vereinigten Staaten am 3. Januar 1961 die diplomatischen Beziehungen zu Kuba ab und schlossen ihre Botschaft in Havanna.
Als der Demokrat John F. Kennedy am 20. Januar sein Amt als 35. Präsident der USA antrat, änderte dies nichts an der Feindschaft gegen Kuba. Am 13. April 1961, dem Tag, an dem die Invasionsflotte von Nicaragua aus in See gestochen war, verübten CIA-Agenten einen Brandanschlag auf das Kaufhaus El Encanto in Havanna. Das Attentat forderte ein Todesopfer und mehrere Verletzte. Nur einen Tag zuvor hatte Kennedy in einer Pressekonferenz versichert: »Die Regierung wird nicht zulassen, dass in den Vereinigten Staaten eine Invasion gegen Kuba vorbereitet wird.« Ein weiterer Versuch, die Weltöffentlichkeit zu täuschen. Kennedy wusste zu diesem Zeitpunkt, dass Richard Bissell, der Leiter der Abteilung Geheimoperationen der CIA, seinen Agenten Jake Esterline bereits Anfang 1960 nach Guatemala geschickt hatte, um ein Trainingscamp für Söldner einzurichten. Am 11. April 1961 hatte Bissell den Präsidenten über Details der Invasionspläne informiert. Fidel Castro war bewusst, dass Kennedy gelogen hatte. »Es war uns schon seit geraumer Zeit bekannt, dass der Gegner eine Söldnertruppe zusammenstellte, um unser Land anzugreifen«, erklärte er nach der zurückgeschlagenen Invasion. Tatsächlich hatte die kubanische Nachrichtenagentur Prensa Latina schon mehrere Monate vor der Invasion auf den exakten Ort des Ausbildungslagers in Guatemala verwiesen. Als Washington die diplomatischen Beziehungen zu Kuba abbrach und seine Botschaft in Havanna schloss, war klar, dass der Angriff in nächster Zeit erfolgen würde. Am 6. April 1961 alarmierte Castro die Bevölkerung. »Was wir geschaffen haben, werden wir zu verteidigen wissen. Wir haben die Waffen, es zu verteidigen, wir haben den Mut und die Entschlossenheit, es zu verteidigen!«, erklärte er vor Bauarbeitern der Hauptstadt.
Dank Prensa Latina besser informiert
Regierung und Geheimdienste der USA flankierten ihren Angriff auf Kuba mit einer globalen Desinformationskampagne, an der sich auch westdeutsche Medien beteiligten. Zu Beginn der Invasion verbreitete das westdeutsche Fernsehen eine Erklärung des US-Präsidenten: »Die Regierung wird alles in ihrer Macht stehende tun, um sicherzustellen, dass keine Amerikaner in irgendwelche Aktionen auf Kuba verwickelt werden.« Kennedys erkennbare Lüge ging unkommentiert über den Sender. Die »Tagesschau«, deren Auslandsberichte unter anderem von der staatlichen US-Propagandabehörde United States Information Agency (USIA) finanziert wurden, übernahm ungeprüft eine weitere, von der CIA lancierte Meldung, in der die Söldner als »Aufständische« bezeichnet wurden. Am 17. April, als die Invasoren gerade gelandet waren, teilte Chefsprecher Karl-Heinz Köpcke den Zuschauern mit: »Die Provinz Oriente soll ohne größeren Widerstand in die Hände der Aufständischen gefallen sein.« Tatsächlich waren die Angreifer jedoch nie aus der Schweinebucht herausgekommen.
Um den Falschinformationen über Kuba etwas entgegensetzen zu können, hatte Fidel Castro schon kurz nach dem Sieg der Rebellenarmee auf einer Pressekonferenz im Hotel Habana Riviera vor in- und ausländischen Journalisten am 22. Januar 1959 die »Operation Wahrheit« (Operación Verdad) ins Leben gerufen. Der argentinische Journalist Jorge Masetti gründete im Juni auf Anregung von Castro und Che Guevara gemeinsam mit seinem Landsmann und Kollegen Rodolfo Walsh, dem späteren Literaturnobelpreisträger Gabriel García Márquez und anderen, die kubanische Nachrichtenagentur Prensa Latina. Zu den Autoren der neuen Agentur, die sich selbst als »Experiment in Lateinamerika und der Karibik für eine internationale, nicht von den Vereinigten Staaten kontrollierte Informationsagentur« definierte, gehörten neben europäischen und US-amerikanischen Journalisten auch der französische Philosoph Jean-Paul Sartre. Während BRD-Medien das alternative Informationsangebot aus Kuba boykottierten, akkreditierte die DDR im Oktober 1960 mit Kurt Hoffmann den ersten Korrespondenten für den Allgemeinen Deutschen Nachrichtendienst (ADN) in Havanna und unterstützte Prensa Latina auf technischem Gebiet. Im November 1960 schloss der Verband der Journalisten der DDR (VDJ) in Berlin mit dem kubanischen Journalistenverband einen Vertrag über Zusammenarbeit ab.
Davon profitierten während der Schweinebuchtinvasion auch die Leser, Zuhörer und Zuschauer in der DDR, die unter anderem durch den direkt von der Playa Girón berichtenden Prensa Latina-Gründer Masetti mit wahrheitsgetreuen Nachrichten informiert wurden, während westdeutsche Medien Falschmeldungen verbreiteten. »Schon mehrere Monate vor dem CIA-Angriff auf Kuba verwies Prensa Latina auf den exakten Ort in Guatemala, das Landgut von Retalhuleu, wo die Invasion vorbereitet wurde«, erinnerte sich Rodolfo Walsh. Einen Bericht über die Kämpfe in der Schweinebucht garnierte er mit einer Anekdote. Ein knappes Jahr vor der Invasion habe er in einer Nacht am Flughafen von Havanna dem Literaturnobelpreisträger Ernest Hemingway gegenübergesessen, der verkündete: »Wir werden siegen. Wir Kubaner werden siegen. I’m not a Yankee, you know.«
»Ihre Heimat ist der Mehrwert«
Den weltweit verbreiteten Desinformationen der westlichen Massenmedien über die Hintergründe der Aggression begegneten die Kubaner mit einem bis dahin einmaligen, beispielgebenden Vorgang. Ende April 1961 wurden 41 der gefangenen Söldner an vier Abenden im Gewerkschaftshaus von Havanna in einer formlosen Prozedur durch Juristen und Journalisten befragt. Die ehemals herrschende Klasse, die kubanische Bourgeoisie, musste, in US-amerikanischer Fallschirmjägeruniform, Rede und Antwort stehen. Alle Verhöre wurden vom kubanischen Fernsehen live übertragen. Die Fragesteller, darunter Fidel Castro, verwandelten die Vernehmungen der Inhaftierten in ein Lehrstück über Motive und Ziele der Invasoren sowie die Rolle der USA. Das Verhör von Havanna, urteilte der Schriftsteller Hans Magnus Enzensberger, wurde zu einem »entlarvenden Selbstbildnis der herrschenden Klasse und ihrer Konterrevolution«, von Figuren, die, wenn sie von »Heimat« sprechen, nicht an Kuba denken. »Ihre Heimat ist der Mehrwert«, schrieb Enzensberger.
Trotz der Toten und Verwundeten diskutierte die kubanische Bevölkerung nicht über Vergeltung oder Rache. »Hätten wir tausend und mehr US-Amerikaner rekrutiert, um die Vereinigten Staaten zu überfallen, dann hätten sie dort lebenslänglich bekommen, wenn man nicht gleich einige wegen Hochverrats erschossen hätte«, gab Fidel Castro zu Bedenken. Doch Kuba sei nicht an einer Bestrafung der Täter, sondern an der Aufklärung über die Hintergründe der Aggression interessiert. »Wir forderten von der Regierung der Vereinigten Staaten deshalb eine Entschädigung in Form von Medikamenten und Nahrungsmitteln für die Kinder«, erklärte der Revolutionsführer. Kubas Geste nützte der unter der US-Blockade leidenden Bevölkerung und war zudem ein kluger Schachzug, denn durch die Entschädigungsleistungen im Wert von rund 52 Millionen Dollar hatten die USA ihre Verantwortung für die Invasion anerkannt. Der gescheiterte Angriff auf Kuba wurde für die US-Regierung und die Konterrevolutionäre sowohl militärisch als auch moralisch zum Fiasko, das bis heute nicht verwunden ist.
Der Wirtschaftskrieg folgt
Die gedemütigten Politiker und Medien der Weltmacht sträubten sich, ihre Niederlage öffentlich einzugestehen. »Wir haben eine Schlacht verloren, aber der Krieg geht weiter«, titelte die New York Times. Auch Kennedy ging wieder in die Offensive und setzte nach der militärischen nun wieder auf die ökonomische Aggression. Mit Sanktionen, die die Kuba-Politik der USA seit mehr als 60 Jahren bestimmen, versuchten er und alle seine elf Amtsnachfolger bislang, das zu erreichen, was in der Playa Girón misslungen war. Am 7. Februar 1962 untersagte der US-Präsident sämtliche Handelsbeziehungen zu Kuba. Zwei Wochen später wurde die Einfuhr von Produkten aus Drittländern verboten, wenn ein Rohstoff dafür aus Kuba kam. Seit Oktober 1962 dürfen Schiffe, welche die Antilleninsel anlaufen, für mindestens sechs Monate nicht in einem US-Hafen festmachen. Auch wurde es den »freien Bürgern« der USA bei Strafe verboten, nach Kuba zu reisen. In den darauf folgenden Jahren wurden die Bestimmungen ständig weiter verschärft. Seit 1992 sind die Blockadebeschlüsse unter dem Titel »Cuban Democracy Act« als Bundesgesetz festgeschrieben.
Mit dem »Helms-Burton-Gesetz«, das Präsident William Clinton 1996 unterzeichnete, werden unter anderem ausländischen Bürgern und Firmen Sanktionen angedroht, wenn sie in Wirtschaftsgüter investieren, auf die US-Bürger Besitzansprüche erheben. Nach dem Gesetz kann die Blockade außerdem nur unter der Voraussetzung ausgesetzt oder aufgehoben werden, dass in Kuba ein »Systemwechsel« stattfindet. »Wir suchen ständig nach Möglichkeiten, um Kuba stärker unter Druck zu setzen, indem wir dem Land Finanzierungsquellen und Devisen entziehen, um die kubanische Wirtschaft zu erdrosseln«, hatte Donald Trumps »Sonderbeauftragter«, Elliot Abrams, Ende 2019 erklärt. Als Ziel aller derartigen Maßnahmen war bereits in einem Dokument der US-Regierung vom 6. April 1960 vorgegeben worden, »mittels Enttäuschung und Unzufriedenheit aufgrund wirtschaftlicher Mängel und Elend (…) das Wirtschaftsleben zu schwächen (…) und Kuba Geld und Versorgung zu rauben, um (…) Hunger, Verzweiflung und den Sturz der Regierung hervorzurufen«.
Invasion bleibt Option
Obwohl Kennedy 1962 zur Beendigung der Raketenkrise eine Bedingung der Sowjetunion akzeptieren musste und verbindlich erklärt hatte, dass die USA keine weitere militärische Invasion Kubas unternehmen würden, setzen rechte US-Politiker und militante Contras nach wie vor auch auf eine gewaltsame Intervention zur Durchsetzung ihrer Ziele. Der Veteranenverein ehemaliger »Brigada de Asalto 2506«-Söldner in Miami wurde zum Wallfahrtsort für zahlreiche kubanische Systemgegner. Einer von ihnen, der 2013 vom Europäischen Parlament mit dem »Sacharow-Preis für geistige Freiheit« und 50.000 Euro ausgezeichnete »Dissident« Guillermo Fariñas, erklärte im Oktober 2020, er habe Donald Trump während eines Zusammentreffens gefragt, »ob die Chruschtschow-Kennedy-Vereinbarung, die eine direkte Intervention der US-Regierung in Kuba nicht zulässt, noch in Kraft ist«. In einem auf Youtube veröffentlichten Interview forderte Fariñas »die totale Blockade« und »eine Intervention« der US-dominierten Organisation Amerikanischer Staaten (OAS). Es sei »unglaublich, dass die Vereinigten Staaten, die stärkste Nation mit den stärksten Streitkräften, in 61 Jahren nicht in der Lage waren, die kubanische Regierung, die kubanische Diktatur und das Castro-Regime zu besiegen«, erklärte der Sacharow-Preisträger der EU.
Anfang 2021 forderte auch der Rapper Maykel Castillo Pérez als Mitglied einer sich »San-Isidro-Bewegung« nennenden Contra-Gruppe, die militärische Aggression gegen sein Land: »Ich unterstütze eine Invasion. Kommt nach Kuba. Los, kommt, kommt! Wir erwarten Euch«, appellierte der von westlichen Medien als »kritischer Künstler« und »Menschenrechtsaktivist« gefeierte Castillo Pérez im Internet an die USA.
Am 60. Jahrestag des Sieges über die US-Invasoren in der Schweinebucht erinnern solche Äußerungen an die Schlussworte des Epilogs zu Bertolt Brechts Parabelstück »Der aufhaltsame Aufstieg des Arturo Ui«: »Die Völker wurden seiner Herr, jedoch – dass keiner uns zu früh da triumphiert – der Schoß ist fruchtbar noch, aus dem das kroch!«