Viva Cuba: Kundgebung für ein unabhängiges Kuba in Berlin. Weniger Konterrevolutionäre als im Vorjahr
Aus den Lautsprechern vor der kubanischen Botschaft in Berlin erklingt am Dienstag laute Musik, ein Mann singt, ein anderer begleitet ihn auf einer Trompete. Trotz der lähmenden Hitze haben sich schon morgens um die 50 Personen versammelt, tanzen Salsa und schwenken rote Fahnen. Sie demonstrieren für die Unabhängigkeit sowie das Selbstbestimmungsrecht Kubas und für ein Ende der US-Blockade. Che Guevaras Konterfei blitzt immer wieder auf, es gibt kubanische Spezialitäten zu essen. Die Stimmung ist ausgelassen.
Einige Zeit später erscheinen ein knappes Dutzend Konterrevolutionäre auf der anderen Straßenseite, deutlich weniger als in den Jahren zuvor. Auch sie spielen Musik, sprechen in Redebeiträgen von der »kommunistischen Diktatur Kubas«. Rechte Politiker in den USA hetzten in den vergangenen Wochen noch stärker gegen den sozialistischen Inselstaat. Der republikanische Kongressabgeordnete Matthew Gaetz aus Florida forderte Präsident Joseph Biden auf, mutmaßliche chinesische Militäreinrichtungen in Kuba von US-Truppen zerstören zu lassen, wie er Ende Juni im Repräsentantenhaus in Washington, D. C., verkündete.
In der UN-Generalversammlung im November vergangenen Jahres haben 185 Staaten für die Resolution zur Aufhebung der US-Blockade gegen Kuba gestimmt. Lediglich zwei Staaten – die USA und Israel – stimmten dagegen. Brasilien, zu der Zeit noch unter dem extrem rechten Präsidenten Jair Bolsonaro, und die Ukraine enthielten sich, wie Stefan Natke, Landesvorsitzender der DKP, in seinem Redebeitrag vor der kubanischen Botschaft am Dienstag anmerkt.
»Ich bin heute hier, um meine Solidarität mit Kuba zu zeigen«, sagte Florentine P. fröhlich gegenüber junge Welt. Sie hatte »das große Glück, zweimal Kuba zu besuchen und eine Gesellschaft kennenzulernen, in der nicht die Profite als erstes stehen, sondern der Mensch. Ich habe die Auswirkungen der Blockade Kubas gesehen. Sie ist unmenschlich, und deswegen muss sie weg«, so die Frau, die in der Kuba-Solidarität aktiv ist. Wie viele Menschen die kubanische Kultur anzieht, zeigte sich vergangenes Wochenende bei dem Festival für Weltmusik im thüringischen Rudolstadt. Mehr als 90.000 Besucher feierten dort, der Länderschwerpunkt lag in diesem Jahr auf Kuba.
Trotz der am längsten andauernden Blockade der Neuzeit, unter der Kuba leidet, haben kubanische Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler in den vergangenen Jahren verschiedene Medikamente entwickelt, unter anderem fünf verschiedene Impfstoffe gegen das Coronavirus, die auch in Nicaragua, Venezuela, Vietnam und Mexiko verimpft wurden. Im vergangenen Jahr wurde ein progressives neues Familiengesetz mit großer Zustimmung der Bevölkerung erlassen, das queere Partnerschaften mit heteronormativen gleichsetzt. Neben der »Ehe für alle« und Adoptionsmöglichkeiten für gleichgeschlechtliche Paare bietet es auch mehr Schutz für Betroffenen häuslicher Gewalt, Kinder und Alte.
»Ich musiziere hier, um die Souveränität Kubas zu verteidigen«, sagte Radames Campoalegre Powell, der Mann, der Trompete gespielt hat, gegenüber jW. »Seit sechs Jahrzehnten wird unser Land angegriffen von der US-Regierung. Ich bin hier im Namen des kubanischen Volkes, damit die sozialistische Realität Kubas anerkannt wird. Nieder mit der Doppelmoral Washingtons!«