Im Januar 2015 veröffentlichte Fidel Castro eine Rede, in der er sich vor Studenten der Universität Havanna zu den Beziehungen zwischen Kuba und den USA äußerte. Worte Fidels an die Studentenvereinigung. Hier zitiert nach: de.granma.cu, 27. Januar 2015
»Schauen Sie sich die Realitäten dieses uns bekannten, globalisierten und sehr schlecht aufgeteilten Planeten Erde an, auf dem jede lebenswichtige Ressource aufgrund historischer Faktoren bekannt ist: Einige haben viel weniger als sie benötigen, andere so viel, dass sie nichts damit anzufangen wissen. Jetzt, inmitten der großen Bedrohungen und Kriegsgefahren, herrscht Chaos bei der Verteilung der finanziellen Ressourcen und bei der Aufteilung der gesellschaftlichen Produktion. (…)
Lässt man diese hintergründigen Probleme einmal beiseite, staune ich, wenn ich daran denke, dass die Universität von Havanna zu der Zeit, als ich in diese geliebte und angesehene Institution vor fast einem Dreivierteljahrhundert eintrat, die einzige war, die es in Kuba gab. (…) In jenen Jahren, gelang es mir, bereits von Marx beeinflusst, mehr und besser die seltsame und komplexe Welt zu verstehen, in der es uns allen zufiel zu leben. (…)
Zu einer persönlichen Begrüßung zwischen den Präsidenten Kubas und der Vereinigten Staaten kam es bei der Beerdigung von Nelson Mandela (am 10. Dezember 2013 trafen Barack Obama und Raúl Castro in Johannesburg aufeinander, jW), dem vorzüglichen und beispielhaften Kämpfer gegen die Apartheid, der mit Obama befreundet war.
Es soll genügen, darauf hinzuweisen, dass zum damaligen Zeitpunkt bereits mehrere Jahre vergangen waren, seit die kubanischen Truppen auf überwältigende Weise die rassistische Armee Südafrikas besiegt hatten, das durch eine reiche Bourgeoisie mit enormen wirtschaftlichen Mitteln regiert wurde. Dies ist die Geschichte eines Kampfes, die noch geschrieben werden muss. Südafrika, die Regierung mit den größten Finanzressourcen dieses Kontinents, verfügte über Atomwaffen, die vom rassistischen Staat Israel geliefert worden waren. Dies beruhte auf einem Abkommen zwischen jenem und Präsident Ronald Reagan (US-Präsident 1981–89, jW), der die Übergabe der Anlagen zur Nutzung solcher Waffen autorisierte, mit denen die kubanischen und angolanischen Truppen geschlagen werden sollten, die die Volksrepublik Angola gegen die Besetzung dieses Landes durch die Rassisten verteidigten. Somit waren jegliche Friedensverhandlungen ausgeschlossen, solange Angola durch die Apartheidtruppen der am besten ausgebildeten und ausgerüsteten Armee des afrikanischen Kontinents angegriffen wurde.
In einer solchen Situation gab es keinerlei Möglichkeit einer friedlichen Lösung. Die unaufhörlichen Anstrengungen zur Vernichtung der Volksrepublik Angola, um sie mit der Macht jener gut ausgebildeten und ausgerüsteten Armee systematisch ausbluten zu lassen, war bestimmend für die Entscheidung Kubas, einen entscheidenden Schlag gegen die Rassisten in Cuito Cuanavale auszuführen, einem ehemaligen NATO-Stützpunkt, dessen Einnahme Südafrika um jeden Preis anstrebte. Jenes mächtige Land wurde gezwungen, einen Friedensvertrag auszuhandeln, der der militärischen Besetzung Angolas und der Apartheid in Afrika ein Ende setzte.
Der afrikanische Kontinent wurde von Atomwaffen befreit. Kuba musste zum zweiten Mal dem Risiko eines atomaren Angriffs begegnen. Die kubanischen internationalistischen Truppen zogen sich ehrenvoll aus Afrika zurück. Danach kam die Sonderperiode in Friedenszeiten (nach Auflösung des sozialistischen Lagers in Europa, jW) über uns, die bereits seit über 20 Jahren andauert, ohne dass wir die weiße Flagge gehisst hätten, etwas, das wir nicht getan haben und auch niemals tun werden.
Viele Freunde Kubas kennen das beispielgebende Verhalten unseres Volkes, und ihnen erläutere ich meine wesentliche Position in kurzen Worten. Ich vertraue nicht in die Politik der Vereinigten Staaten und habe kein Wort mit ihnen gewechselt, was durchaus keine Ablehnung einer friedlichen Verhandlungslösung der Konflikte und Kriegsgefahren bedeuten soll. Die Verteidigung des Friedens ist eine Pflicht aller. Jede friedliche Verhandlungslösung der Probleme zwischen den Vereinigten Staaten und den Völkern bzw. jedes Volkes Lateinamerikas, die keine Gewalt oder die Anwendung von Gewalt einschließt, muss in Übereinstimmung mit den internationalen Prinzipien und Normen behandelt werden. Wir werden immer die Zusammenarbeit und die Freundschaft mit allen Völkern der Welt verteidigen, auch mit denen unserer politischen Gegner. Das ist, was wir von allen erwarten.
Der Präsident Kubas hat aufgrund seiner Vorrechte und Befugnisse, die ihm die Nationalversammlung und die Kommunistische Partei Kubas verleihen, die entsprechenden Schritte unternommen. Die ernsten Gefahren, die die Menschheit heute bedrohen, sollten Normen weichen, die im Einklang mit der Menschenwürde stehen. Von diesen Rechten ist kein Land ausgeschlossen.
In diesem Geist habe ich gekämpft und werde ich bis zum letzten Atemzug weiterkämpfen.«