Kuba: Massenkundgebungen gegen US-Blockade und ausländische Einmischung. Cyberattacken und Falschmeldungen verurteilt. Von Volker Hermsdorf
Kubas Straßen und Plätze gehörten am Sonnabend der revolutionären Bevölkerung. Allein in Havanna nahmen mehr als 100.000 Menschen an einer Kundgebung in der Nähe der US-Botschaft an der Uferstraße Malecón teil. Größere Demonstrationen fanden auch in Santiago de Cuba, Holguín, Sancti Spíritus, Bayamo, Cárdenas und anderen Städten statt. Überall forderten die Demonstranten das Ende der seit 60 Jahren gegen die Insel verhängten US-Blockade und erklärten ihre Entschlossenheit, die Unabhängigkeit des Landes und Errungenschaften der Revolution gegen alle Einmischungs- und Umsturzversuche der USA zu verteidigen.
Auf der Kundgebung in Havanna, an der auch der ehemalige Staatschef Raúl Castro teilnahm, verurteilte der Vorsitzende des Zentralkomitees der KP Kubas, Präsident Miguel Díaz-Canel, eine »aggressive Cyberattacke«, die hauptsächlich vom Territorium der USA aus gegen Kuba gestartet worden war und Medien, Ministerien und Wirtschaftsakteure lahmlegte. »Kuba steht unter dem unablässigen Feuer eines Cyberkrieges, der Cyberterrorismus und Medienterrorismus in seiner aggressivsten Form beinhaltet.« Erst am Sonntag nachmittag waren die Webseiten von Granma, Cubadebate und anderen Informationsportalen wieder erreichbar.
Díaz-Canel bezeichnete die erneuten Cyberattacken als Versuch, die Verteidigung des Landes gegen die anhaltende Fake-News-Kampagne zu sabotieren. Kubanische Medien hatten in den vergangenen Tagen eine wichtige Rolle dabei gespielt, gefälschte Fotos und Meldungen als solche zu enttarnen. Während russische, chinesische und progressive lateinamerikanische Onlineportale bereits am Sonnabend ausführlich über die Großdemonstrationen und den Angriff der Contras auf die Meinungs- und Pressefreiheit in Kuba berichtet hatten, ließen westliche Medien Informationen darüber zunächst komplizenhaft unter den Tisch fallen.
»Schluss mit den Lügen und dem Hass. Aus Hass lässt sich nichts Gutes aufbauen«, sagte der Staatschef abschließend und erklärte, Kuba sei ein Land »der Liebe, des Friedens, der Einheit und der Solidarität«. Der Präsident rief dazu auf, die sozialen Errungenschaften der Revolution zu sichern, und betonte, dass »Kuba allen gehört«. Auch die stellvertretende Vorsitzende des kommunistischen Jugendverbandes UJC, Aylín Álvarez, verurteilte den Hass, mit dem versucht worden sei, die Straßen Kubas in Schauplätze von Gewalt, Zerstörung und Tod zu verwandeln. Gegen die Aggression und die ausländische Einmischung werde die Jugend die Souveränität des Landes verteidigen, kündigte sie an. »Wir sind weder naiv noch Dummköpfe. Es ist nicht glaubhaft, dass jemand Gutes für Kuba will, wenn er gleichzeitig versucht, es zu erdrosseln«, verurteilte sie die US-Blockade.
Unterdessen verdichten sich Hinweise darauf, dass die aktuellen Angriffen auf Kuba aus den USA nicht nur von ultrarechten Contras, sondern auch direkt vom Weißen Haus ausgehen. Entgegen früherer Zusagen verweigert US-Präsident Joseph Biden weiterhin die Rücknahme von 243 zusätzlichen Sanktionen, mit denen sein Vorgänger Donald Trump die Blockade verschärft hatte. Am Donnerstag lehnte Biden es ab, die Beschränkungen für Überweisungen aufzuheben und bezeichnete Kuba als »gescheiterten Staat«, der »seine Bürger unterdrückt«. Solche Erklärungen waren in der Vergangenheit oft die Vorstufe für eine als »humanitäre Hilfsaktion« getarnte Invasion.