Antikommunistischer Youtuber erreicht Auftrittsverbot von kubanischem Künstler in Miami. Von Volker Hermsdorf
Der bekannte kubanische Sänger, Songwriter und Perkussionist Yulien Oviedo darf nicht in Miami auftreten, weil er sich weigert, Kuba als »Diktatur« zu bezeichnen. Wie das in Florida erscheinende Contraportal »ADN Cuba« am Donnerstag meldete, haben die Besitzer des Restaurants La Mesa ein für den 18. März geplantes Konzert des Musikers abgesagt und damit einer Schmähkampagne des antikommunistischen Influencers Alex Otaola nachgegeben.
Oviedo, der sich derzeit in Miami aufhält, hatte Anfang Februar in einem Interview eingeräumt, dass es in Kuba zwar »Episoden von Repression« gegeben habe, auf Nachfrage aber erklärt: »Ich glaube nicht, dass Kuba eine Diktatur ist.« Als eine solche würde er die Herrschaft Adolf Hitlers bezeichnen, während der Menschen getötet wurden, fügte der Musiker hinzu. Das kam in Miami gar nicht gut an. Otaola verlangte vom Management des auch für Musikveranstaltungen genutzten Restaurants, den Auftritt des Sängers zu verhindern. Oviedo, leitete er in seinem Youtube-Programm »Hola! Ota Ola!« die Attacke auf den Musiker ein, sei »ein kubanischer Künstler, der nicht weiß, dass in Kuba eine Diktatur herrscht. Yulien Oviedo ist ein kubanischer Künstler, der es vorzieht, in Kuba zu singen und der nur daran interessiert ist, in die USA zu kommen, um hier Geld zu verdienen und es dort auszugeben«. Nachdem die Veranstalter zusätzlich einem von Otaola organisierten Shitstorm im Internet und beleidigenden Anrufen von »Followern« des Influencers ausgesetzt waren, erklärten sie schließlich: »Wir haben die Show abgesagt und bitten Sie, uns künftig vorab zu kontaktieren, bevor sie ein solches Ausmaß an negativer Kommunikation veranlassen.«
»Wir stehen vor einem weiteren Beispiel für das Klima des kulturellen Terrors und der Diktatur, die von bestimmten Sektoren der Macht in Südflorida ausgeübt werden, die dort Politik, Kultur und Kommunikation kontrollieren«, kommentierte das spanische Onlineportal Cubainformación. Im vergangenen Jahr hatte Otaola bereits in einem Aufruf zur Wahl Donald Trumps gedroht: »Die Promoter, die diese Art von Künstlern engagieren, müssen wissen, dass wir ihnen auf die Finger klopfen, aber ohne Gnade«. Er nahm den als Paulito F. G. bekannten Salsamusiker Pablo Alfonso Fernández Gallo ins Fadenkreuz, der nach dem Tod seines Bruders in die USA gereist war und aufgrund der Covid-19-Pandemie für eine Zeit nicht in seine Heimatstadt Havanna zurückkehren konnte.
»Ich habe heute mit dem Bürgermeister von Miami, Francis Suarez, gesprochen und ihn gebeten, Paulo F. G. zur Persona non grata der Stadt Miami zu erklären«, verkündete Otaola am 14. Oktober. Trump-Anhänger Suarez hatte verstanden. »Ich möchte deutlich sagen, dass Künstler wie Paulo F. G., die sich für das totalitäre Regime Kubas aussprechen, in der Stadt Miami nicht geduldet werden«, erklärte der Bürgermeister gut zwei Wochen vor den Präsidentschaftswahlen. »Dass ein Youtube-Clown dem Bürgermeister von Miami Befehle erteilt, ist zweifellos der Höhepunkt der Verarmung, die die Politik in dieser Stadt erreicht hat«, spottete der kubanische Journalist Manuel Henríquez Lagarde im Blog »CubaSi.cu«.
Lagarde wies darauf hin, dass der Repräsentant der Stadt Miami damit »nicht zum ersten Mal als Handlanger des Medienterroristen Otaola agiert hat, da er dasselbe schon mit Haila María Mompié getan hat«. Die als »La Diva del Son« international gefeierte Interpretin traditioneller kubanischer Musik war ein Jahr zuvor von Suarez ebenfalls zur Persona non grata erklärt und der Club »Studio 60« in Miami gezwungen worden, ein für den 14. November 2019 geplantes großes Konzert mit ihr abzusagen. Gegenüber dem staatlichen US-Propagandasender Radio and TV Martí bezeichnete Suarez damals die Tatsache, dass die Sängerin zu einem Auftritt nach Miami gekommen war, als »widerlich«, weil »sie eine Person ist, die mit dem verstorbenen Exdiktator Fidel Castro sympathisiert hat«.