Kuba kooperiert mit China und Russland, aber auch mit westlichen Ländern im Kampf gegen die Pandemie
Von Volker Hermsdorf
Während die USA in der Coronapandemie eine Chance sehen, Kuba wirtschaftlich zu strangulieren, verstärken andere Länder die Kooperation mit der weltweit für ihre hohen medizinischen und pharmazeutischen Standards bekannten Inselrepublik. Vor allem China und Russland, aber auch westliche Länder wie Großbritannien sind an der Zusammenarbeit interessiert.
Als in China Anfang des Jahres Zigtausende an dem neuen Virus erkrankten, wurde Covid-19-Patienten mit gutem Erfolg das in Kuba unter dem Namen »Heberón Alfa R« hergestellte antivirale Arzneimittel verabreicht. Dank eines Joint Ventures der beiden sozialistischen Länder wird das Medikament mit dem Wirkstoff »Interferon alpha 2B (IFNrec)« seit dem 25. Januar in großen Mengen in dem gemeinsamen kubanisch-chinesischen Pharmawerk »Chang Heber« in Changchun, Hauptstadt der Provinz Jilin, produziert. Im April vereinbarten Kubas Außenhandelsminister Rodrigo Malmierca und dessen chinesischer Amtskollege Zhong Shan, die Zusammenarbeit im Kampf gegen die Coronapandemie auszubauen. China sagte auch Hilfe bei der Beschaffung von Medikamenten und medizinischer Ausrüstung zu, die in Kuba wegen der US-Blockade fehlten.
Im Juni kündigten die Außenminister Bruno Rodríguez und Wang Yi ein neues Kooperationsabkommen an. Die Politiker erklärten, dass die Vereinbarung unter anderem industrielle und technische Entwicklungen im Gesundheitswesen betreffen würde. Die angestrebten Kooperationen würden für Kuba das »größte außenwirtschaftliche Hilfsprogramm seit dem Ende der Sowjetunion« beinhalten, berichteten örtliche Medien.
Doch auch jetzt hilft China bereits dabei, die von der US-Blockade verursachten Schäden zu verringern. Am 16. August meldete das Onlineportal Cubadebate, dass sechs Maschinen der staatlichen Fluggesellschaft »Cubana« mit 180 Tonnen Hilfsmitteln aus Shanghai in Havanna gelandet seien. Die Lieferung war von chinesischen Behörden und Unternehmen gespendet worden, um die medizinische Versorgung der kubanischen Bevölkerung in der Pandemie zu sichern.
Auch Russland verstärkt die Zusammenarbeit mit Kuba, um die Ausbreitung des Coronavirus einzuschränken. Oberste Priorität hätten dabei Projekte, die die Bevölkerung schützen und dazu beitragen, die Infektionskrankheit einzudämmen, sagte Gerardo Peñalver, Havannas Botschafter in Moskau. Russische Wissenschaftler prüfen derzeit, den von ihnen entwickelten Impfstoff »Sputnik V« auch in Kuba produzieren zu lassen. Das Land verfüge über moderne Biotechnologielabore, hochqualifiziertes Personal und jahrelange Erfahrung mit der Herstellung hochwertiger Vakzine, erklärten die Experten.
Das Know-how der Kubaner hat auch das britische Unternehmen SG Innovations Limited überzeugt. Anfang August gründete die Firma ein Joint Venture mit Bio Farma Cuba. Das gemeinsame Unternehmen Bio Farma Innovations mit Firmensitz in London will sich darauf konzentrieren, die Entwicklung und den Vertrieb innovativer kubanischer Arzneimittel in Europa und im Commonwealth zu fördern.